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Oberliga bleibt im Fokus

Verbandsligist TSG Harsewinkel muss wegen der Unterbrechung der Saison auf den Titel warten. Tobias Fröbel sieht den Spitzenreiter für den Aufstieg gerüstet


 

Von Uwe Kramme

Tobias Fröbel mag Handball, die TSG Harsewinkel und Aufstiegsfeiern. In dieser Saison kommt der Kreisläufer deshalb so richtig auf seine Kosten. Beim Verbandsliga-Spitzenreiter stellt sich bei zwölf Punkten Vorsprung auf den TV Isselhorst bei noch sieben Spielen schließlich nur noch die Frage, wann und nicht mehr ob er Meister wird. Außerdem ist die TSG Bielefeld, der letzte Club des 32-Jährigen, Titelkandidat in der Oberliga. Und der von seinem Bruder Thomas trainierte TV Verl steht in der Landesliga oben. „Ist doch klar, dass ich ihm und seiner Truppe besonders gerne gratuliere.“

In der Oberliga wisse er allerdings nicht, wem er die Daumen drücken soll, gibt Fröbel zu. „Natürlich wäre es schön, wenn es meine alte Truppe schafft“, sagt der Referendar, der an der Gesamtschule Schildesche als Lehrer für die Fächer Sport und Erdkunde ausgebildet wird. „Schließlich habe ich für die TSG Bielefeld 187 Spiele gemacht.“ Etliche davon an der Seite von Pascal Welge, der jetzt das Tor der Titelkonkurrenten Sf Loxten hütet. „Und dem wünsche ich einen tollen Karriereabschluss.“

Um weder dem besten Kumpel noch der alten Liebe mit einem Tipp weh tun zu müssen, setzt Fröbel auf Hamm. „Das ist ja auch für Harsewinkel am besten, denn Spiele gegen Loxten und Bielefeld im Hasenbau wären genial.“ Die Einschätzung zeigt, dass Handball in Harsewinkel für Fröbel („Ich habe in meinem Sport ja schon viel erlebt, aber nur ganz selten so einen Enthusiasmus wie hier“) immer noch etwas Besonderes ist und wie fest er vom Aufstieg ausgeht.

Wann die letzten, nur noch theoretischen Zweifel daran weggefegt werden können, steht seit Donnerstag allerdings in den Sternen. „Die Entscheidung des Verbandes, die Saison wegen der Corona-Epidemie bis zum 19. April zu unterbrechen, ist alternativlos“, erklärt Fröbel, denn die Gesundheit steht über allem. „Ob und wie es dann weitergeht, müssen wir abwarten. Aber ich glaube an unsere Stärke und dass wir auch die letzten Partien gewinnen können, wenn sie denn stattfinden.“

Dieses Selbstbewusstsein begründet Fröbel mit der tollen Entwicklung der TSG. „Man merkt in jeder Partie, dass die Jungs ein Jahr älter geworden sind und wie gut ihnen diese eine Saison in der Oberliga trotz des Abstiegs getan hat. Du lernst in jedem Spiel gegen einen stärkeren Gegner, auch wenn du es verlierst.“ Als bestes Beispiel sieht er Florian Bröskamp. „Der Junge ist erst 22 und übernimmt schon mehr Verantwortung als ich in dem Alter.“ Für den ehemaligen Drittligaspieler waren diese Fortschritte nicht nur in den überzeugenden Auftritten gegen die Verfolger Isselhorst, Altenbeken, Brockhagen oder Senden zu sehen. „Gegen die HSG Spradow, die uns ja schon im Hinspiel geärgert hatte, lief es letzten Freitag wieder nicht rund, aber wir haben uns nicht verrückt machen lassen und doch noch sicher mit 31:28 gewonnen.“

»Manchmal musst du Handball auch ganz einfach spielen«

Entscheidenden Anteil an dieser sportlichen und mentalen Stärke schreibt der Routinier Heiner Steinkühler zu. „Es ist imponierend, mit welcher Gelassenheit und Übersicht der hinten steht, vorne unsere Angriffe aufzieht und dann noch seine Tore macht.“ Inwieweit er selber dazu beigetragen konnte, diese Versammlung begabter Handballer in Harsewinkel voranzubringen, müssten andere beurteilen, sagt Fröbel bescheiden. Dabei zählt der Routinier auf dem Feld zweifellos zu den TSG-Spielern, die auch in kritischen Situationen noch einen lockeren Spruch drauf haben, Initiative zeigen, und – wenn es drauf ankommt – auch sehr klare Ansagen machen. „Manchmal musst du Handball auch ganz einfach spielen“, sagt er. So wie beim Siegtor in Brake, als die TSG kurz vor Schluss einen Freiwurf bekam, die alten Hasen Steinkühler und Fröbel mal eben verabredeten, wie sie es machen wollen, und der Kreisläufer („Ich hatte immer das Glück, gute Mittelmänner zu haben“) ein Anspiel Steinkühlers zum 23:22 verwertete. „Dabei ist es mir egal, ob ich acht Tore werfe, oder nur eins“, sagt Tobias Fröbel. Mit dem Zusatz, „wenn wir gewinnen“, unterstreicht er dann aber sofort seine erfolgsorientierte Einstellung, die er auch den Nebenleuten zu vermitteln versucht.

Coach Manuel Mühlbrandt weiß denn auch zu schätzen, dass der 32-Jährige im Training immer wieder die jungen Mitstreiter zur Seite nimmt. „Ich mache das selbst auf die Gefahr hin, dass ich einem wie Marius Pelkmann, der ja als Vorgezogener in der Deckung so unglaublich viel mitbringt, auf die Nerven gehe, weil ich ständig kleine Sachen anspreche“, erklärt der versierte Abwehrspieler Fröbel

Dank der tollen Entwicklung, die man im Training sehen, im Spiel erleben und in der Tabelle nachlesen könne, ist Fröbel überzeugt, dass die TSG Harsewinkel eine sehr gute Chance hat, sich bei ihrem zweiten Versuch in der Oberliga zu halten. Für den alten Haudegen gilt das umso mehr, als die Mannschaft zusammenbleibt, sich deshalb nicht neu finden muss und sogar noch einmal verstärkt wird. „Mit Luca Sewing bekommen wir einen Linkshänder im Rückraum, nach dem sich Drittligisten die Finger geleckt haben. Wenn du auf diese Position einen zwei Meter großen Shooter stellen kannst, dann haben alle anderen automatisch viel mehr Möglichkeiten.“ Fröbel freut sich darum schon jetzt auf größere Freiräume am Kreis und mehr Anspiele in der 4. Liga.