Die NW schrieb gestern 15. Oktober

Die Oberliga-Staffel der Ostwestfalen bringt  einige Überraschungen mit sich. Echte
Tops oder Flops kristallisieren sich bislang noch nicht heraus.

Spannender als erwartet

Acht Teams – ein Ziel: möglichst  unter die ersten vier zu kommen. Ausrutscher  darf man sich in dieser raschen Vorrunde  der Handball-Oberliga kaum erlauben  – oder? Doch die ersten vier Spieltage haben bereits gezeigt, dass hier gar nichts so klar ist, wie es viele vorher vermutet haben. Oder anders ausgedrückt: Die Staffel eins ist bislang spannend  und unerwartet verlaufen.

Die Überraschenden

Ganz oben steht der TuS Möllbergen. Unerwartet?  „Vielleicht“, sagte Trainer André Torge, „weil wir vorher nicht zum Favoritenkreis  zählten. Aber wir stehen auch nicht zu Unrecht da oben.“ Möllbergen sammelte  seine 7:1 Zähler unter anderem  gegen Loxten und in Rödinghausen. „Wir hatten schon ein paar richtige Kaliber. Aber wir machen im Moment eben auch wenig Fehler“, erklärt  Torge das Erfolgsrezept. Mit den drittligaerfahrenen Robin Wetzel und Mark Artmeier kamen zwei Verstärkungen  in ein ansonsten eingespieltes Team.

Eingespielt ist auch der CVJM Rödinghausen, auch wenn die Herforder nicht durch spektakuläres Spiel bestechen. Aber Coach Thomas Lay verfügt über eine robuste  erste Sieben, die ihr einfaches Handwerk  versteht. Das reichte, um gegen Mennighüffen, Harsewinkel und Loxten wichtige Punkte einzufahren. „Die gute Abwehr ist unsere DNA“, sagt Lay. Gerechnet habe man mit zwei Punkten, jetzt sind es sechs. „Mit dem gerade erst genesenen Felix Bahrenberg  haben wir noch eine Waffe, die noch gar nicht durchgeladen ist“, verspricht Lay weitere Coups seiner Schützlinge.

Die Enttäuschten

Hier kommen auch die Gütersloher ins Spiel. Mit 2:6 Punkten und dem vorletzten Platz muss der Start der TSG Harsewinkel wohl als missglückt bezeichnet werden. Einige, so wie Möllbergen-Coach Torge, hatten die TSG auf ihrer Favoritenliste.  In den kommenden Partien steht das Team von Coach Manuel Mühlbrand bereits unter Druck. Es kommen Gegner, die für die Abstiegsrunde gehandelt werden, wie Brake, Isselhorst und der TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck.
„Eins ist nach den ersten Eindrücken in dieser Saison schon ganz offensichtlich geworden“,  räumt  der 2. Vorsitzende Karl-Heinz Kalze ein, „die Erwartung, dass sich unsere Staffel schnell in vier Kandidaten für den Aufstieg und vier Kandidaten für den Abstieg aufteilen wird, entspricht nicht den Leistungsverhältnissen.“  Auch die TSG blieb nicht von Verletzungen  verschont.  Florian Bröskamp, der sich an der Patellasehne behandeln lassen musste, soll bald wieder bei einhundert Prozent sein. „Er ist einer unsere wichtigsten Spieler“, sagt Kalze.

Die Sportfreunde Loxten zählten in jedem Fall zu den Aufstiegskandidaten. Eine Niederlage und zwei Unentschieden nach fünf Spielen dämpften die Erwartungen. „Vier Minuspunkte sind noch kein Genickbruch“, sagt Trainer Michael Boy noch relativ gelassen. Er glaubt, dass sich die Kräfteverhältnisse zurecht ruckeln werden: „Keiner wusste genau, wo er steht.“ Natürlich schwächen die Verletzungen  der Rückraumspieler Jan Schröder und Marian Stockmann sein Team. „Unser Ziel bleibt die Hauptrunde. Aber es bleibt bis in den Januar spannend“, sagt der Trainer. Die Unbeschwerten
Vier Punkte zum Start, damit hatte man beim TuS Brake sicher nicht gerechnet. Jetzt steht das eingespielte  und verschworene Team, das völlig unerwartet in das Abenteuer  Oberliga gestürzt ist, im Mittelfeld, bereit für weitere Überraschungen.

Ähnlich wie Brake ging es auch dem TV Isselhorst – geplant wurde für die Verbandsliga, spielen darf man in der Oberliga. Sie hatten sich nie als Kandidat für die Aufstiegsrunde gesehen. „Gegen uns sind immer  die anderen unter Zugzwang“, sagt Trainer Michael Jankowski. Sein Team macht gerade eine Woche Herbstpause.  Den Kopf frei bekommen und die Wehwehchen auskurieren. „Die meisten Jungs sind im Urlaub“, sagt der Coach. Er macht trotz der
0:8 Punkte keinen Druck, bemerkt lieber: „Wichtig ist, dass wir in jedem Spiel gesehen haben, dass wir mithalten können. Wir machen das gar nicht so schlecht. Da ist viel Psychologie im Spiel. Wenn wir etwa gegen Brake gewonnen  hätten, hätten wir jetzt vielleicht auch schon vier Punkte auf dem Konto.“ Das Team hält weiter fest zusammen. „Aus der Saison werden wir so oder so viel mitnehmen“, glaubt Jankowski.