Berichte der Lokalpresse zum Spiel gegen TG Hörste

NW

Pleite mit Konsequenzen

Nach der 24:29-Demütigung im Derby gegen die TG Hörste muss Regionalligist TSG Harsewinkel handeln. Sonst droht der Abstieg.

Von Dirk Heidemann

Der Blamage beim Tabellenschlusslicht folgte die Demütigung in den eigenen vier Wänden durch den Tabellenvorletzten. Die TSG Harsewinkel verlor am Freitagabend auch das Derby gegen die TG Hörste und ist nach der deutlichen, wie verdienten 24:29 (12:14)-Niederlage im Abstiegskampf der Handball-Regionalliga nicht nur dabei, wie es Hallensprecher Hans Feuß treffend ausdrückte, sondern mittendrin.

Feuß versuchte vergeblich, das lethargisch auf seinen Plätzen sitzende Publikum zu animieren. Doch die Nicht-Leistung der Mannschaft auf der Platte sorgte bei den sonst so heißblütigen TSG-Fans im Hasenbau, in dem überraschend viele Plätze leer blieben, schnell dafür, dass auf den Rängen die Stimmung frostig wurde. Das 1:0 durch Liam Lindenthal war die einzige Führung, der erste Treffer aus dem gebundenen Spiel fiel erst nach 13 Minuten. Die völlig verunsichert wirkende Harsewinkeler Mannschaft konnte überhaupt kein Feuer entfachen und spielte eigentlich nur Alibi-Handball. Oldie Heiner Steinkühler versuchte Mitte der ersten Hälfte mit zwei Toren das Ruder herumzureißen – vergeblich. Mit einfachen Kreuzbewegungen kam Hörste immer wieder zu Durchbrüchen, Lukas Burstädt narrte die TSG-Abwehr mit fünf Treffern in Folge nach nahezu identischem Muster.

Nach einer Auszeit beim 10:13 (24.) kam Jannis Hoff, der endlich mal mit Druck auf die Nahtstellen der TGH-Abwehr ging und zweimal traf. Nach seinem ersten Fehlwurf war allerdings auch bei „Schleuder“ der Stecker schon wieder gezogen. Zum wiederholten Mal in dieser Saison verlor Maik Schröder (sieben Paraden) das Torhüterduell, diesmal gegen den Ex-Verler Fabian Stroth (zwölf gehaltene Bälle). Als sich Hörste Mitte der zweiten Hälfte auf das Harsewinkeler Niveau herunterziehen ließ und Angriff um Angriff verballerte, konnten die Hausherren selbst diese Schwächephase des Tabellenvorletzten nicht nutzen. Fynn von Boenigk sah nach einem Foul an Philipp Herschel glatt Rot (44.), im Anschluss an das 19:20 durch Nico Schmeckthal (46.) sorgten drei Treffer der TGH auf Reihe zum 19:23 (51.) bereits für die Entscheidung.

„Es ist nicht wegzudiskutieren, dass es massiv an der Chancenverwertung gehapert hat“, meinte TSG-Trainer Manuel Mühlbrandt, der alleine in der ersten Hälfte 17 Fehlwürfe zählte. „Dann steckst du im Treibsand, weil jeder an sich selbst zweifelt.“ Der Coach packte seinen gesamten Werkzeugkoffer aus, doch die Harsewinkeler Waffen, speziell aus dem Rückraum, blieben einmal mehr stumpf. „Wo ist bei uns die klassische erste Sieben?“, fragte, „Mühle“. Es gibt keine, lautet die Antwort. Konsequenzen sind nach diesem blutleeren Auftritt nun unausweichlich. „Die Fragen, die jetzt klar und deutlich formuliert werden müssen, lauten: Erreicht der Trainer die Mannschaft noch oder hat Spieler XY nicht die nötige Qualität für diese Liga?“, so Mühlbrandt, für den es nur zwei Möglichkeiten gibt. Entweder muss er nach elf Jahren die Kommandobrücke bei der TSG verlassen oder die Mannschaft muss punktuell personell aufgerüstet werden. Fragen, die nur Karlheinz Kalze beantworten kann. Der Teammanager war am Freitagabend aus beruflichen Gründen nicht in der Halle. Auf ihn kommt nun eine schwierige Aufgabe zu.

TSG Harsewinkel: Schröder (1)/Kordein – Indeche, Raudies, Lindenthal (3/1), Steinkamp (3), S. Bröskamp, Schmeckthal (2), von Böningk, Eichelsbacher, F. Bröskamp (3), Hoff (3), Steinkühler (3), Sewing (6/5).

TG Hörste: Stroth/Schneider – Barrelmeyer (4), L. Burstädt (8), Steinlechner (1/1), Reckmann (2), Herschel (5), Lepper (2), Hagemann, Schäper (2), Walkenhorst (2), S. Burstädt (3), Tarner (1).

 

Die Glocke

Trainerfrage bis Sonntag nicht entschieden

 Es begann mit viel Hoffnung und einem längs der Tribüne abgerollten Banner der Harsewinkeler  „Ultrahasen“. 

Das trug die Aufschrift „Der Hasenbau steht immer hinter euch - kämpfen und siegen“. Doch das Kreis-, aber vor allem Kellerderby gegen die TG Hörste endete für Handball-Regionalligist TSG Harsewinkel mit der insgesamt neunten Saisonniederlage und nur vom Unentschieden gegen Hamm und dem Sieg in Gevelsberg im letzten Spiel des Jahres 2024 unterbrochenen Negativserie von 3:19-Punkten.

Ab sofort nur noch Ligaerhalt das einzige Ziel

Während der Altkreisnachbar damit auf Rang zwölf und nur noch zwei Punkten Differenz an die TSG heranrückte, gibt es für das mit ganz anderen Erwartungen gestartete Team vom Moddenbach ab sofort nur noch das Saisonziel Klassenerhalt.

Hörstes Sieg vollauf verdient

Dass der Erfolg am Freitagabend verdient war, darüber gab es bei den knapp 500 Zuschauern keine zwei Meinungen. So gratulierte TSG-Trainer Manuel Mühlbrandt seinem Kollegen Matthias Baier sofort. Die Harsewinkeler agierten gehemmt und scheiterten immer wieder am gegnerischen Keeper, dem Ex-Verler Fabian Stroth. Die Hörster wirkten frischer und unbeschwerter, punkteten mit der erwarteten 5:1-Abwehr und im Angriff mit gelungenen Rückraumaktionen von Lukas Burstädt im ersten Durchgang und sehenswerten Hebern und Rückhandpässen von Philipp Herschel nach Wiederanpfiff.

Da den von vornherein mit dem Ziel Nichtabstieg in die Saison gestarteten Gästen aber auch längst nicht allen gelang, hatte Harsewinkel in seiner stärksten Phase von Minute 30 bis 45 bei Spielständen von 13:14, 14:15, 15:16, 16:17 und 17:18 alles in der Hand, um diese so wichtige Partie doch noch zu ziehen.

Wieder geben die gleichen Schwächen den Ausschlag

Doch obwohl das taktische Konzept vorher gemeinsam von Mannschaft und Trainern erarbeitet worden war und mit einlaufenden Außen teils auch funktionierte, waren es wieder die gleichen Schwächen, an denen das Team scheiterte: Als erste die Chancenauswertung, dann das verlorene Torwartduell, zu wenig Torgefahr von rechts, wo auf Außen Luke Steinkamp immerhin zu den wenigen kleinen Lichtblicken gehörte. Dann hatte auf Linksaußen Moritz Eichelsbacher, der bislang immer eine ideale Ergänzung zu Jannis Falkenberg (verletzt) war, ein schwachen Tag. Und erneut zündete der Rückraum nicht, war Nico Schmeckthal als einziger gelernter Kreisläufer früh platt.

Was also tun?

Was also tun angesichts der oben beschriebenen nächsten frustrierenden Niederlage? Manuel Mühlbrandt beschrieb die Situation des Kaders direkt nach dem Abpfiff am Freitag wie folgt. „Es gibt aktuell keine erste Sieben. Es ist kein Führungsspieler da, der auch leistungsmäßig vorangeht. Wir stecken im Treibsand.“

Die sich für den Verein in so einer Situation aufdrängenden Fragen stellte der seit annähernd elf Jahren als Trainer und davor schon als eben so ein jetzt vermisster Führungsspieler für die TSG Harsewinkel aktive Mühlbrandt am Freitag selbst: „Erreicht der Trainer die Mannschaft nicht mehr? Oder hat Spieler XY nicht die Qualität für die Liga“

Noch keine Entscheidung: „Viele Aspekte zu berücksichtigen“

 Eine Antwort darauf hatten die Verantwortlichen um den Abteilungsvorsitzenden Hans Feuß und seinen Stellvertreter und sportlichen Leiter Karlheinz Kalze bis Sonntag nicht gefunden: „Wir sind noch in der Analyse. Denn neben der aktuellen sportlichen Situation gibt es viele Aspekte zu berücksichtigten“, teilte Kalze mit, dass es am Wochenende keine Entscheidung in der Trainerfrage geben werde.

Für einen kleinen Verein wie Harsewinkel sei es schwer machbar, nun auf ein, zwei Schlüsselpositionen Verstärkungen zu holen, deutete Mühlbrandt am Freitag an. „Und neun Rückraumspieler haben wir ja schon.“

Mannschaft in der Pflicht

Dass der Trainer selbst hinschmeißt oder seinen Rücktritt anbietet, ist unwahrscheinlich. Auch aus dem Kader gab es Signale, mit dem Trainer weiter zusammenarbeiten zu wollen. Dabei nimmt Mühlbrandt die Spieler voll in die Pflicht.

Andererseits: „Wir sind zwei Ränge von einem Abstiegsplatz entfernt“, würde Mühlbrandt weiter alles dafür tun, um gemeinsam diese jetzt schon verkorkste Saison zumindest mit dem Klassenerhalt zu beenden.

 

Angemerkt

Was nützen alle Verbundenheit, Herzblut und Emotion, wenn sie, aus welchen Gründen auch immer, bei der Mannschaft nicht mehr ankommen?

Andererseits hat dieses Harsewinkeler Handballteam offensichtlich nicht die Qualität, die ihm viele zu Saisonbeginn zugetraut und zugesprochen haben. Was nützen neun Rückraumspieler, wenn sie – in welcher Konstellation auch immer – alle zu oft dieselben Fehler begehen. Der auffälligste davon ist, das Tor nicht zu treffen. Das große Angebot im Rückraum kann die Defizite in anderen Mannschaftsteilen nicht kompensieren. Dann fehlt die klare Führungsfigur.

Kann ein neuer Trainer diese Schwachpunkte besser machen? Oder kann alleine der Effekt von neuen Ideen, neuer Ansprache, einer neuen Aufstellung den Knoten zum Platzen bringen und die Mannschaft aus dem Abstiegssog ziehen? Und ist es am Ende teurer einen neuen Chef für die Bank zu holen oder den Kader nochmal aufzustocken?

Diese Fragen muss sich der Vorstand der auf Rang elf zurückgefallenen TSG Harsewinkel stellen. Zwei Plätze und drei Punkte Abstand sind es zu Abstiegsrang 13.

Was die Entscheider um den Sportlichen Leiter Karlheinz Kalze aber auch wissen, ist dies: Einen engagierteren, immer auch den gesamten Verein im Blick habenden und viel dafür opfernden Trainer mit soviel Fachwissen und Identifikation werden sie nicht noch einmal und auf die Schnelle schon gar nicht finden.