Bericht der NW vom Spiel am Freitag

TSG lässt alles vermissen

Handball-Regionalliga: 31 technische Fehler sorgen dafür, dass beim 23:31 gegen Westfalia Herne die Heimserie der TSG Harsewinkel reißt.

Von Sören Voss

Es war die Ironie des Schicksals an diesem für alle Harsewinkeler Fans ernüchternden Freitagabend, dass beim Aufräumen auf der leeren Tribüne ein Schlüssel gefunden wurde. Denn den Zugang zum Spiel hatten die TSG-Handballer über 60 Minuten gegen HC Westfalia Herne vergeblich gesucht. Mit der 23:31 (12:15)-Pleite, die in der Höhe selbst eingefleischte Regionalliga-Kenner überraschte, waren die Harsewinkeler sogar noch gut bedient.

TSG-Teammanager Karlheinz Kalze sprach den enttäuscht nach Hause gehenden 350 Besuchern aus der Seele: „Man muss lange zurückdenken, dass man so eine schwache Leistung im Hasenbau gesehen hat.“ Die Harsewinkeler hatten sich in ihrem Umbruch-Prozess, den die Mannschaft in dieser Saison mit vielen neuen Gesichtern zweifelsfrei vollziehen muss, schon mindestens einen Schritt weiter gesehen. Doch die Mängelliste bei diesem zweiten Heimspiel war so lang, dass jeder noch so wohlwollende TÜV-Prüfer in seinem Protokoll dem TSG-Gefährt das Ergebnis „fahruntüchtig“ ausgestellt hätte.

Die Probleme begannen in der Abwehr damit, dass Harsewinkel den Biss komplett vermissen und sich von Herne reihenweise düpieren ließ. Gäste-Trainer Stephan Krebietke, ein ehemaliger Nationalspieler, wurde seinem Ruf als „Bessermacher“ gerecht: Wenn man bedenkt, dass Herne im Sommer einen großen Aderlass zu verkraften hatte und aufgrund bescheidener finanzieller Mittel notgedrungen auf einen Jugendstil setzen musste, wirkten die Abläufe der Krebietke-Schützlinge am dritten Spieltag schon erstaunlich eingespielt.

Dass Linkshänder Emil Weste zum Besten gehört, was die Liga zu bieten hat, stellte er mit zehn Toren unter Beweis. Aber auch der zum Kreisläufer umfunktionierte Henrik Komisarek sowie der neue Keeper Valentin Beckmann gehörten zu den Trümpfen der frech auftretenden Gäste. Dass Harsewinkel speziell im Rückraum mit Spielern wie Stefan Bruns oder Fynn von Boenigk den deutlich größeren und hochklassigeren Erfahrungsschatz mitbrachte, war überhaupt nicht zu erkennen. Im Positionsspiel, in das die TSG aufgrund der schwachen Abwehr permanent gezwungen wurde, biss sich Harsewinkel reihenweise fest und konnte bei 14 technischen Fehlern froh sein, dass der Rückstand zur Pause nicht höher als 12:15 ausfiel.

Eine mögliche Wende verpassten die Hausherren dann zu Beginn der zweiten Halbzeit, als innerhalb von zweieinhalb Minuten Liam Lindenthal (Siebenmeter), Sven Bröskamp (frei vor) und Marlon Meyer (aufs leere Tor) drei Großchancen ausließen. Harsewinkel blieb acht Minuten ohne Tor und selbst Linkshänder Mika Kösters, der bis dahin alle drei Versuche versenkt hatte, traf jetzt nicht mehr. Mit schließlich 17 technischen Fehlern brachte die zweite Halbzeit viel Ernüchterung, einen Rückstand von zeitweise zehn Toren (17:27, 50.) und die Erkenntnis, dass TSG-Trainer Timo Schäfer und seine Schützlinge noch eine Menge Arbeit vor sich haben.

„Das war für unsere Fans fast eine Zumutung“

Immerhin machten die Harsewinkeler Verantwortlichen keinerlei Anstände, die deftige Pleite schönzureden. „Das war für unsere Fans fast eine Zumutung. Wir wollten mit 6:0 Punkten starten, jetzt sind es 3:3“, hielt Kalle Kalze fest. Natürlich wusste der mit sieben Heimsiegen ins Traineramt gestartete Timo Schäfer, dass seine schöne Serie irgendwann reißen würde. Die Art und Weise machte dem Coach aber zu schaffen: „Wir haben alle handballerischen Grundtugenden vermissen lassen. Warum wir in einem Heimspiel keine Intensität in die Zweikämpfe reinbekommen, müssen wir uns alle fragen.“ Damit der Schlüssel zum Erfolg schnellstmöglich wieder auftaucht.

Harsewinkel: Schröder/Wetzel – Indeche (1), Bruns (2), Engelhardt (4), Lindenthal (4/2), Borren (5), Steinkamp (1), Grüger, Bröskamp (1), Kösters (3), Dorow, Meyer, von Boenigk (1), Eichelsbacher (1), Steinkühler.