Kommentar in WB und NW zu Sport mit Corona

„Der Sport ist nicht das Problem“

Sport in Coronazeiten: Trotz steigender Fallzahlen bleiben zwei Funktionäre aus dem Kreis gelassen

Von Markus Voss

Der Virus greift um sich, die Corona-Fallzahlen steigen. Auch im Kreis Gütersloh. Hier ist nach dem Überschreiten der 50er-Inzidenz in dieser Woche die Stufe 2 der Coronaschutzverordnung in Kraft getreten. Während andere Bereiche der Gesellschaft seitdem mit Einschränkungen zu leben haben – so gilt beispielsweise in der Gastronomie ab 23 Uhr eine Sperrstunde – ist der Sport bis dato gut weggekommen. Von einem Sportverbot ist keine Rede. Sehr wohl aber über die Anzahl und das Verhalten von Zuschauern (siehe Zweittext). Ihre so genannte Kontaktsportart können Fußballer, Handballer und andere jedoch weiterhin mit vollem Einsatz ausüben. Wie beurteilen zwei Sportfunktionäre aus dem Kreis Gütersloh die Situation vor Ort?

„Die Politik hat registriert, dass der Sport in der Pandemie nicht das Problem ist. Ich habe jedenfalls bisher noch nirgendwo gelesen, dass der Sport in Frage gestellt wird“, sagt Reinhard Mainka, der Vorsitzende des Fußballkreises Gütersloh. Mainka ist beruflich im Ordnungsamt der Gemeinde Herzebrock-Clarholz tätig und darum allein von Amts wegen mit der Coronaschutzverordnung bestens vertraut. „Anders als im Frühjahr ist diesmal das wichtigste Ziel, trotz der steigenden Infektionszahlen nicht wieder alle Bereiche des Lebens zum Stillstand zu bringen. Davon profitiert der Sport derzeit“, so Mainka. Natürlich gebe es Einschränkungen, aber die beträfen eher das Drumherum. „Und die sind alle gut zu handhaben – auch weil die Vereine gut gerüstet sind und die Vorgaben gut umsetzen.“ Der Fußballchef ist sich sicher, dass „die Ansteckungsgefahr auf dem Sportplatz extrem gering ist – sowohl bei den Spielern als auch bei den Zuschauern. Wir haben aber natürlich auch den Vorteil, dass wir draußen spielen.“ Dass es ausgerechnet Mainkas Heimatverein Victoria Clarholz nach einem Coronafall wie berichtet mit voller Breitseite inklusive Spielausfällen und Quarantäne erwischt hat, sieht Mainka als „punktuelles Ereignis“.

Auch Marcel Machill sieht für seinen Sport Handball aufgrund der gestiegenen Infektionszahlen erst einmal keine Bedrohung. „Ich bin als Schiedsrichter an den Wochenenden viel in den Sporthallen unterwegs. Ich sehe, wie verantwortungsvoll und mit wie viel Engagement die Vereine die Hygienekonzepte umsetzen“, sagt der Vorsitzende des Handballkreises Gütersloh. Dass schon in der Anfangsphase der Handballsaison das eine oder andere Spiel coronabedingt abgesagt werden musste, ist für Machill nicht dramatisch: „Das sind Einzelfälle. Die Wochenenden sind bisher bestens gelaufen, es ist alles im grünen Bereich.“ Überhaupt gehen die Handballer die Situation trotz aller Unsicherheiten pragmatisch an. Sie wissen, dass ihr Sport nicht systemrelevant ist. „Es ist doch ganz einfach: Wir spielen so lange, bis wir von den Behörden oder dem Verband aufgefordert werden, den Spielbetrieb einzustellen“, erzählt Marcel Machill, „wir können dann von heute auf morgen reagieren. Und dabei entsteht kein Schaden, anders als beispielsweise bei einem Restaurant, das schließen muss.“

Der näheren Zukunft sehen beide Funktionäre trotz aller Widrigkeiten durchaus optimistisch entgegen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten drei oder vier Wochen zu mehr Spielabsetzungen kommt ist zwar relativ hoch, aber mit Hilfe der neuen Maßnahmen sollte das wieder zurückgehen und dann bin ich für die weitere Saison zuversichtlich“, betont Reinhard Mainka. Marcel Machill wiederum hält „nichts von Panikmache. Die Gesundheitsämter haben den Sport ausdrücklich als nicht besonders risikobehaftet eingestuft.“ Und: „Mir gefällt die Debatte um den Sport nicht. Die Behörden und Verbände wissen schon was zu tun ist.“

 

Neue Verordnung für den Sport

 

• In gesamt Nordrhein-Westfalen gelten bei unter 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen (Inzidenz) unverändert die bisherigen Vorgaben.

• Steigt der Wert der Neuinfektionen über 35 pro 100.000 Einwohnern (Inzidenz) gilt für den Sport-/Trainings- und Wettkampfbetrieb: Für Zuschauende und Aktive in Pausenzeiten sowie für abseits der Sportfläche sitzende Zeit-/Kampfgerichte gilt durchgängig die Pflicht zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes.

• Steigt der Wert der Neuinfektionen über 50 pro 100.000 Einwohnern (Inzidenz) wie aktuell im Kreis Gütersloh gilt für den Sport-/Trainings- und Wettkampfbetrieb: Für Zuschauende und Aktive in Pausenzeiten sowie für abseits der Sportfläche sitzende Zeit-/Kampfgerichte gilt durchgängig die Pflicht zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes. Keine Veranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmenden (inklusive Zuschauer) draußen und 250 in Innenräumen.

• Ab dem vierten Tag nach der Feststellung, dass der Inzidenz-Werte über 50 liegt, sind Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen unzulässig, wenn nicht drei Tage vor der Veranstaltung den Gesundheitsämtern ein schlüssiges Hygienekonzept vorgelegt wurde.

• Wenn nach 10 Tagen der Inzidenzwert 50 und größer nicht zum Stillstand gekommen ist, kann der Kreis Gütersloh weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens anordnen.

• Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Kreissportbundes Gütersloh unter www.ksb-gt.de