Zeitungsberichte

NW

Heavy-Metal-Handball

Heavy-Metall-Handball in Hagen! 60 Minuten lang hämmern sich die zweite Mannschaft des VfL Eintracht und der TSG Harsewinkel am Samstagabend die Bälle um die Ohren, am Ende steht ein atemberaubendes 38:38. „Das war von beiden Seiten Tempohandball vom Allerfeinsten“, schnalzt Manuel Mühlbrandt mit der Zunge, dessen Oberligist beim Tabellenzweiten zur Pause mit 21:19 Führt und am Ende einen ganz dicken Punkt einsackt.

Ja, Spitzenteams, das können sie in Harsewinkel. Von den in der Liga-Rangliste vor der TSG postierten Teams verloren die Mühlbrandt-Mannen in der am Freitag zu Ende gehenden Hinserie nur gegen Möllbergen und Loxten. Apropos Loxten: Die „Frösche“ unterlagen in Villigst-Ergste mit 23:28 und bescherten dem Liga-Schlusslicht somit die ersten beiden Saisonpunkte. „Sie haben damit eine Mannschaft geschlagen, die wir seit Jahren nicht schlagen können“, blickt Manuel Mühlbrandt „mit Sorge und Respekt“ dem kommenden Freitag entgegen – dann gastiert Villigst-Ergste im Hasenbau.

Doch das ist Zukunftsmusik. Noch darf sich die TSG am Husarenstreich in Hagen laben. Und es war sogar noch mehr drin. Nach dem 38:38 knallt ein klarer Wurf der Gäste an den Pfosten, der Abpraller landet bei Luca Sewing. Der Hagener Keeper reißt das rechte Bein hoch und „Lucky“ setzt zum Dreher an. „Den macht er sonst eigentlich sicher. Aber der Hallenboden war an der Stelle offenbar etwas feucht“, sagt Mühlbrandt. Denn der Ball rutscht weg und trudelt am Außenpfosten vorbei.

Den folgenden Hagener Angriff fängt Malik St. Claire ab, sein Gegenstoßpass landet aber zwischen den mitgelaufenen Max Schlögl und Liam Lindenthal hindurch in den Händen eines Eintracht-Akteur. So bekommt der VfL die finale Chance auf den Siegtreffer. Doch Heinrich Steinkühler opfert sich für das Team auf, greift sich den ballführenden Hagener Spieler und rettet auf Kosten einer Zeitstrafe den Punkt. „Heiner hat gekämpft wie ein Krieger und auch diese letzte Szene mit der nötigen Aggressivität gelöst“, lobt Manuel Mühlbrandt seinen „Leader“, der die Sporthalle in Hagen-Mittelstadt mit einer blutenden Lippe verlässt.

„Wir hatten mehr vom Spiel und auch mehr Führungen“, bilanziert „Mühle“, dessen Team sich beim 29:25 (42.) sogar auf vier Tore absetzen kann. Es folgt jedoch eine Schwächephase, in der den Gästen einige einfache Fehler unterlaufen. Hagen gleicht zum 31:31 (47.) aus und legt beim 36:34 sogar eine Zwei-Tore-Führung vor. „Wenn mir vor der Partie jemand ein Unentschieden angeboten hätte, hätte ich das sofort angenommen und noch 50 Euro oben drauf gelegt“, sagt der TSG-Coach, der stolz auf seine Truppe ist.„Das war in einem Top-Handballspiel schon eine große Geschichte. Die Mannschaft hat gekratzt und gebissen. Die Stimmung war diesmal über 60 Minuten exzellent. Ich hatte ja in der Vergangenheit oftmals bemängelt, dass dies nur eine Halbzeit lang der Fall war.“

Aus einer geschlossen starken Mannschaftsleistung hob „Mühle“ Mittelmann Robert Indeche heraus, der im Angriff mit seinen Spielmacherqualitäten glänzte und in der Abwehr einen tadellosen Job verrichtete.

TSG Harsewinkel: Schröder/Hendrich – Indeche (5), Braun (4), Lindenthal (1), Wunsch, St. Claire (7), Steinkühler (5), Hoff (1), Schlögl (5), Sewing (10/4).

Die Glocke

Oberliga Harsewinkel ärgert Favorit Hagen 

Den Rauch vom Colt gepustet und die nächste Kerbe in den Revolverlauf geritzt: Die Oberligahandballer der TSG Harsewinkel haben einen weiteren Favoriten zumindest angeschossen: Nach den Siegen über Herne und Menden sowie dem Punktgewinn gegen Altenhagen-Heepen knöpfte die Mannschaft von Manuel Mühlbrandt auch dem Tabellenzweiten VfL Eintracht Hagen beim 38:38 (19:21) in dessen Halle einen Punkt ab. „Den hätte ich vor Anpfiff natürlich sofort unterschrieben“, war Harsewinkels Trainer stolz auf sein Team, das in einem „geilen Spiel mit wahnsinnig hohem Tempo“ überzeugt hatte. Andererseits war sogar mehr möglich, weil die Gäste immer wieder geführt und mehrmals mit drei Treffern und beim 25:29 in der 42. Minute sogar mit vier Toren vorne gelegen hatten. Auch in der hektischen Schlussphase war ein Sieg möglich, obwohl die TSG erst einen Zwei-Tore-Rückstand (35:37, 56. Minute) aufholen musste. „Wir vergeben beim 38:38 gut 20 Sekunden vor Schluss die Chance zum Siegtreffer, kommen sogar noch einmal an den Ball, doch der geht auch nicht rein“, fasste Mühlbrandt die aufregenden Schlussminuten zusammen. „Das war eine riesen Moral“, gab es für Motivation und Einstellung des Teams ein dickes Lob. Und auch die Abwehr inklusive Torhütern überzeugte trotz der hohen Zahl an Gegentoren: „Wir sind gerannt wie die Hasen, und wenn wir vorne schnell treffen, kommt ja auch der Gegner sofort wieder in Ballbesitz“, erläuterte Mühlbrandt. Dabei sah der TSGTrainer wenig Möglichkeiten, um ohne Leistungsverlust zu wechseln, während die Hagener Zweitligareserve immer wieder frische Spieler von der Bank brachte. „Die Belastung war extrem hoch, aber alle haben sich zerrissen. Insgesamt war das ein hochinteressantes Spiel für Handball-Liebhaber“, dankte „Mühle“ auch den mitgereisten, lautstarken TSG-Fans. Ein Faktor für den Erfolg war Mittelmann Robert Indeche, der mit seiner Schnelligkeit und Zweikampfstärke Strafwürfe herausholte, den Kreisläufer bediente und fünf Treffer erzielte. Wieder mal zweistelliger Haupttorschütze mit 10/4-Toren war Linkshänder Luca Sewing. TSG: Schröder/Hendrich - Indeche (5), Schmitz (n.e.), Braun (4), Steinkamp (n.e.), Wunsch, Kalter (n.e.), St. Claire (7), Brown (n.e.), Fl. Bröskamp, Steinkühler (5), Hoff (1), Schlögl (5), Sewing (10/4)