Online Bericht der NW vom Loxten Spiel

Verletzung überschattet Top-Derby im Kreis Gütersloh - Operation noch am Abend

Zum ersten Mal seit neuen Jahren schlägt die TSG Harsewinkel die favorisierten SF Loxten in einer völlig überfüllten Handballhalle. Nach einer Verletzung droht Top-Torjäger Luca Sewing wohl das Saison-Aus.

Bislang waren die Frösche aus Loxten für die Handballer der TSG Harsewinkel in der Oberliga eine unverdauliche Kröte, die sie jahrelang schlucken mussten. Bis zum Freitagabend. Im mit geschätzten 800 bis 900 Zuschauern völlig überfüllten Hasenbau gelang der TSG mit einem souveränen 35:28 (16:11)-Sieg der erste Viertligaerfolg über den Nachbarn aus Versmold. Zuletzt hatte die TSG zu Verbandsligazeiten im Februar 2014 die Sportfreunde besiegen können.

Damals stand der heutige TSG-Trainer Manuel Mühlbrandt noch selbst als Aktiver auf der Platte. „Das Ende des Spiels musste ich aufgrund einer Roten Karte allerdings von der Tribüne aus verfolgen. Heiner Steinkühler, der damals noch für Loxten spielte, wollte einen Siebenmeter lässig über Johnny Dähne legen. Johnny hat den Ball einfach gefangen und Trainer Dirk Elschner ist an der Linie komplett ausgerastet", erinnerte sich „Mühle".

Handball-Nostalgie, am Freitagabend wurden neue Derby-Helden geboren. Der überragende Torhüter Maik Schröder und Rechtsaußen stachen aus einem beeindruckend auftretenden Harsewinkeler Kollektiv heraus. „Man of the Match, der Gigant, der Hexer vom Hasenbau", sprudelte es auch Hallensprecher Hansi Feuß heraus, der die herausragende Leistung von Schröder kaum in Worte fassen konnte. Der so hoch gelobte gab sich indes bescheiden.

 

Zum ersten Mal gegen Loxten das Torhüterduell gewonnen

„Man of the Mach lasse ich noch gelten. Aber jeder Einzelne hat heute alles gegeben. Robert Indeche war im Innenblock bärenstark. Wir hatten in der Woche eine gute Vorbereitung und sind als Team aufgetreten", sagte Maik Schröder, der aber doch nicht unerwähnt ließ, „dass wir heute auch zum ersten Mal gegen Loxten das Torhüterduell gewonnen haben".

Und dann war da noch Luke Steinkamp. Seitdem der Rechtsaußen seinen Wechsel zum TuS Brockhagen bekannt gegeben hat, blüht der 21-Jährige regelrecht auf und ist zu einer tragenden Säule im Harsewinkeler Angriffsspiel geworden. Achtmal setzte Steinkamp in der zweiten Halbzeit zum Wurf an, achtmal zappelte die harzgetränkte Kugel im Loxtener Netz. Als nach Abpfiff der Ballermann-Schlager „Der Zug hat keine Bremse" durch die Halle dröhnte, sollen manche den Refrain in „Der Luke hat keine Bremse" umgedichtet haben.

„Ich habe mich gesteigert und habe jetzt einfach einen guten Lauf. Ich muss mich aber auch bei der Mannschaft bedanken, die mich gut bedient hat. Das war das schönste, dass ich für die TSG gemacht habe", sagte Luke Steinkamp, der – wie passend – das Titelblatt der Derby-Ausgabe des Hallenheftes „Hasenbau aktuell" zierte. Manuel Mühlbrandt ging noch einen Schritt weiter. „Das war das beste Handballspiel, das Luke jemals gemacht hat. Er ist eine Maschine", sagte der Coach.

Bittere Diagnose für Harsewinkels Top-Torjäger: Daumenbruch

Getrübt wurde der Harsewinkeler Derbysieg indes durch de Verletzung von Luca Sewing. Bei seinem siebten Treffer zum 17:12 (33.) wurde „Lucky" der Daumen seiner linken Wurfhand ausgekugelt. Mit schmerzhaftem Gesicht schleppte sich der Rückraum-Shooter in die Kabine, doch die Physiotherapeuten konnten das Gelenk nicht wieder einrenken. Sewing wurde in ein Bielefeler Krankenhaus gebracht - und noch am Abend operiert: "Daumenbruch", überbrachte Manuel Mühlbrandt am Samstag die bittere Diagnose, die für Sewing wohl das Saison-Aus bedeutet.

Am Freitagabend überwog indes der Stolz. „Wenn so etwas passiert, dann gibt es genau zwei Möglichkeiten. Entweder die Mannschaft bricht ein, oder sie kämpft für den Jungen. Alle haben sich dann auch für Lucky aufgeopfert und das Ding konzentriert weiter gespielt", so Manuel Mühbrandt, der vor dem Anpfiff in der Kabine gefragt hatte: „Hört ihr die geile Atmosphäre da draußen? Wollt ihr das weiter so haben?". Die Mannschaft habe es dann mit einem deutlichen Ja auf der Platte beantwortet.

Den Kontrast zur guten Stimmung bei den Harsewinkelern lieferten die Gäste. „Wir haben es nicht geschafft, Harsewinkel ins Grübeln zu bringen. Wir sind nicht in unsere Abläufe gekommen und konnten unser Spiel nicht aufziehen, die Pistolenkugel ist im Lauf steckengeblieben", sagte SF-Trainer Michael Boy, dessen Mannschaft „von Beginn an der Musik hintergelaufen" sei.

Zwei rote Karten

Boy sah ebenfalls die starke Torhüterleistung von Maik Schröder als ausschlaggebend an und zählte alleine in der ersten Halbzeit 15 Fehlwürfe. Garniert wurde das von beiden Seiten kompromisslos geführte, aber keineswegs überharte Derby durch zwei Rote Karten. Lukas Zwaka (Schlag ins Gesicht von Liam Lindenthal/34.) und Heiner Steinkühler (Schlag gegen Aaron von Amen/57.)