Bericht in der NW

Historischer Derbysieg

Die TSG Harsewinkel gewinnt erstmals ein Oberligaspiel bei den Sportfreunden Loxten. Torhüter Felix Hendrich, Jannis Hoff und Liam Lindenthal demütigen die „Frösche“.

Auswärtssieg, Auswärtssieg“ und „Derbysieger, Derbysieger“ skandierten die gut 200 mitgereisten Anhänger der TSG Harsewinkel unter den offiziell 680 Zuschauern am Samstagabend schon Minuten vor der Schlusssirene in der Versmolder Sparkassen-Arena. Sie wurden Zeugen eines historischen Ereignisses. Denn erstmals in ihrer Oberligageschichte gewannen die Handballer der TSG ein Spiel bei den Sportfreunden Loxten. Dass dieser mit 33:19 (14:9) extrem hoch ausfiel und einer Demütigung der „Frösche“ gleichkam, war für alle nach den vielen Pleiten der Vergangenheit eine Genugtuung.

„In unserer Trainingswoche gab es nur ein Thema. Wollt ihr dieses Spiel gewinnen, habe ich die Mannschaft immer wieder gefragt. Das Ergebnis wurde auf der Anzeigetafel angezeigt und doppelt unterstrichen“, sagte Manuel Mühlbrandt, der in seinem zehnten Jahr als TSG-Trainer erstmals in den Genuss eines Sieges bei den „Fröschen“ kam. „Vom ersten bis zum letzten Mann waren wir bis in die Haarspitzen motiviert.“

„50 Prozent gehaltene Bälle – was will man in einem Derby mehr“

Überhaupt jemanden hervorzuheben, fällt daher schwer. Doch wie Torhüter Felix Hendrich nahtlos an seine Galavorstellung gegen Bielefeld-Jöllenbeck anknüpfte, war schon beeindruckend. Eigentlich sei die Partie in Loxten ein Maik-Schröder-Spiel gewesen, meinte Mühlbrandt. Doch „Mühle“ konnte Hendrich natürlich nicht draußen lassen. Der zum Saisonende zumindest aus der Oberligamannschaft ausscheidende Keeper dankte es mit 17 Paraden, elf davon in der ersten Halbzeit. „Dafür lebt man als Sportler. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen kann, so lange ich noch spiele. In dieser Halle, bei dieser geilen Stimmung das Derby zu spielen – da ist man noch dreimal mehr motiviert als sonst“, sagte Felix Hendrich, der bilanzierte: „50 Prozent gehaltene Bälle – was will man in einem Derby mehr?“ Denn auch Maik Schröder bekam seine Derby-Momente, als er für zwei Siebenmeter zwischen die Pfosten kam und die Würfe von seinem Bruder Jan sowie Tim Weischer parierte.

Ein ganz besonderer Triumph war der Sieg für Heinrich Steinkühler, der jahrelang das Loxtener Trikot getragen hatte. „Jetzt bin ich aber zu 100 Prozent Harsewinkeler. In der Deutlichkeit ist der Derbysieg überragend. Schon nach 35, 40 Minuten hatte man das Gefühl, dass nichts mehr schief gehen wird. Und das, obwohl mit Lucky Sewing, Flo Bröskamp, Robert Indeche und auch mir selbst vier Rückraumspieler gar nicht richtig fit waren. Wie die drei anderen Jungs im Rückraum performt haben, die ja quasi durchspielen mussten, davor ziehe ich den Hut“, sagte Steinkühler und meinte damit vor allem die in der zweiten Halbzeit überragenden Jannis Hoff sowie Liam Lindenthal. Den beiden in nichts nach stand Rechtsaußen Jannis Falkenberg, mit neun Toren bester TSG-Torschütze im Derby.

„Die Mannschaft war griffig, gallig und hat 60 Minuten lang konstant gut gespielt. Dass wir hier in Loxten mal gewinnen, ist eine große Genugtuung und tabellarisch für uns ein ganz wichtiger Sieg. Den gilt es nun daheim gegen Hörste und Bommern zu vergolden. Die Mannschaft, aus der heute die jungen Spieler vorangegangen sind, muss sich jetzt selbst belohnen“, sagte Teammanager Karlheinz Kalze. Fünf Punkte hat die TSG als Neunter nun zwischen sich und den TSV Hahlen gepackt, der als Elfter den ersten möglichen Abstiegsplatz belegt.

Frust pur herrschte hingegen bei den „Fröschen“, die nur einen Punkt und einen Platz vor der TSG stehen. „Ich habe mich geschämt, das grüne Trikot zu tragen. Vor 800 Zuschauern so eine Leistung zu zeigen, ist bedenklich“, sagte Vereinsikone Jan Patzelt. „Die individuellen Fehler haben uns aufgefressen. In der zweiten Halbzeit ist das Kartenhaus komplett zusammengebrochen“, sagte ein konsterniert wirkender Sportfreunde-Trainer Thomas Lay.