Sein langer Kampf zurück aufs Feld
Dreimal in Folge hat sich Fabian Raudies das Kreuzband im Knie gerissen. Jetzt feierte der 29-Jährige im Trikot des Regionalligisten TSG Harsewinkel sein Comeback.
Als Fabian Raudies an diesem Tag über die vergangenen Jahre und Monate spricht, ist er sehr reflektiert. Und ausgesprochen ehrlich. „Das war ein unglaublich langer und beschwerlicher Weg. Ich habe nicht nur einmal daran gedacht, alles hinzuwerfen“, gibt er zu.
Als der Handballer 25 Jahre alt ist, reißt er sich zum ersten Mal das Kreuzband im linken Knie. Im August 2021 war das. Bei einem Testspiel zwischen der TSG Harsewinkel und seinem damaligen Club, dem TuS Brockhagen. Eine Operation und viele Reha-Einheiten später steht er im September 2022 vor seinem Comeback, ehe das Schicksal ein zweites Mal zuschlägt.
Wieder ist es das Kreuzband, das nach einem Unfall im Training gerissen ist. Und wieder ist es das linke Knie. „Diese Diagnose musste ich erst einmal sacken lassen“, erinnert sich Raudies. Einige Tage sei er wirklich niedergeschlagen gewesen. „Dann kam der Mut zurück und mit ihm der Wille, wieder auf dem Feld zu stehen“, sagt er.
Bittere Diagnose ausgerechnet am 28. Geburtstag
Ein zweites Mal schuftet der Rückraummann hart für dieses Ziel – und wechselt in der Zwischenzeit nach Harsewinkel. Dort steht er vor knapp 13 Monaten kurz vor seinem Debüt, ehe der nächste Rückschlag ihn ausbremst: Im Training knickt Fabian Raudies weg. Dieses Mal ist es das rechte Knie, das dabei kaputt geht. Nur wenige Tage nach diesem Vorfall – ausgerechnet an seinem 28. Geburtstag – sagen die Ärzte ihm eine weitere rund einjährige Zwangspause voraus. Und, dass ihm neue Monate voller Schmerzen und Leiden bevorstehen. „Das war wieder eine harte Zeit für mich“, sagt er und atmet einmal tief durch – offensichtlich froh darüber, diese endlich hinter sich zu haben.
Denn am vergangenen Samstag ist Fabian Raudies auf die Platte zurückgekehrt. Zum ersten Mal nach fast dreieinhalb Jahren steht er fast eine ganze Halbzeit auf dem Feld. Verhindern kann er die Harsewinkeler 31:35-Niederlage bei LIT II in der Regionalliga zwar nicht – erlangt aber die Erkenntnis, es trotz aller Widerstände geschafft zu haben. „Diesen Moment habe ich mir in der Vergangenheit einige Male ausgemalt.“
Schon am Morgen des Spieltags sei er deutlich früher wach gewesen als üblich. „Ich hatte ein vorfreudiges Kribbeln im Bauch – war total aufgeregt“, sagt Fabian Raudies. Als er sich zu Beginn des ersten Durchgangs nur auf der Tribüne wiederfand, ist er kurz irritiert. Doch zur Pause holt Trainer Manuel Mühlbrandt den 29-Jährigen zu sich auf die Bank – und wechselt ihn nur wenige Minuten später dann auch ein. „Es war ein richtig schönes Gefühl, wieder Handball zu spielen. Schade nur, dass es für uns als Mannschaft nicht zu etwas Zählbaren gereicht hat“, meint er.
Dass sich die Harsewinkeler trotz großer Ambitionen mit nur sieben Pluspunkten aktuell im Abstiegskampf von Westfalens höchster Spielklasse wiederfinden, ärgert Raudies. Mit guten Leistungen will er mithelfen, dass sich dieser Zustand in den kommenden Wochen ändert. „Mein Körper fühlt sich schon wieder gut an“, sagt er: „Ich möchte möglichst schnell wieder zu meiner Bestform finden und dann dem Team helfen, die Ziele zu erreichen.“
Raudies will seinen Mitspielern und dem Verein damit auch etwas zurückgeben. „Sie standen in den schweren Tagen immer motivierend hinter mir und haben mich immer unterstützt“, sagt er.
Selbes gelte auch für seine Ex-Kollegen vom TuS Brockhagen. Ganz verlassen hat er den Steinhagener Ortsteil ohnehin nicht: Seit rund zwei Jahren ist er als Co-Trainer der ersten Frauenmannschaft im Einsatz – und hat als hauptberuflicher Tätowierer mitgeholfen, ein Sondertrikot zu designen. Zuletzt sei es auch die Familie gewesen, die ihm während seiner Verletzung viel Rückhalt gegeben habe. „Ohne diese Unterstützung wäre ich nicht durch die Zeit gekommen“, sagt er.