„Das Team hält mich jung“
Heiner Steinkühler tritt mit Regionalligist TSG Harsewinkel bei seiner alten Liebe an. Ist es sein letztes Spiel in der Sparkassen-Arena?
Mehr als 1.600 Tore in zwölf Jahren für die Sportfreunde Loxten, ein einjähriges Intermezzo beim Drittligisten TSG Altenhagen-Bielefeld, seit 2019 im Trikot der TSG Harsewinkel. Wenige Spieler haben die Handballszene im Kreis Gütersloh in der jüngeren Vergangenheit mehr geprägt als Heiner Steinkühler. Am Samstag, wenn der 38-Jährige mit der TSG zum Regionalliga-Derby bei der alten Liebe aus Loxten antritt, könnte es sein letztes Spiel in der Versmolder Sparkassen-Arena sein.
Auf dem Handballfeld stehen Ihre ehemaligen Teamkollegen Sebastian Hölmer und Jan Patzelt regelmäßig nur noch, wenn sie mit den Kids in der Halbzeitpause Bälle werfen. Heiner, Sie sind aber wie eh und je aktiv. Steht in Ihrem Garten in Versmold ein Jungbrunnen?
Heiner Steinkühler: Seit ich meine Knieprobleme nach eineinhalb Jahren endlich im Griff habe, fühle ich mich wieder pudelwohl. Eine richtige Erklärung dafür habe ich nicht. Es funktioniert gerade wieder, aber trotzdem bewegen wir uns auf der Zielgeraden.
Ihre Mitspieler in Harsewinkel sind bis zu 20 Jahre jünger. Gibt es überhaupt ausreichend Gesprächsthemen in der Kabine?
Sehr viele. Tatsächlich hält einen auch das Team jung. Wenn es dann nach den Spielen abends zum Feiern nach Bielefeld geht, bin ich aber nur noch ganz selten dabei. Da ist mir die Familie wichtiger, die kommt schon zu kurz.
Aktuelles Kabinenthema dürfte das Derby sein. Welche Bedeutung hat das Kreisduell für Harsewinkel?
Es ist natürlich ein Spiel mit einem besonderen Reiz, in dem Siege doppelt schön sind. Für uns geht jetzt aber in erster Line darum, dass wir Punkte sammeln und in ruhiges Fahrwasser kommen.
Welche Bedeutung hat das Spiel für Sie persönlich?
Ich habe fast mein ganzes Handballleben da gespielt und in den zwölf Jahren viele schöne Momente gehabt. Trotzdem brenne ich auf den Sieg mit Harsewinkel.
Die Loxtener Verantwortlichen haben schon vor sechs Jahren nicht mehr auf Sie gesetzt. Ist es eine Genugtuung, allen Loxtenern zu zeigen, dass Sie immer noch zu den Führungsspielern gehören?
Natürlich ist es ein schönes Gefühl für mich, keine Frage. Es war damals verzwickt und für mich nicht so ganz nachvollziehbar, warum ich so wenige Spielanteile hatte. Für mich war eigentlich immer klar, dass ich in Loxten meine letzten Spiele mache. Das mit Harsewinkel war nicht geplant, ist für mich persönlich auch mit dem Aufstieg aber wunderbar gelaufen.
Welchen Platz haben die Sportfreunde Loxten in Ihrem Herzen?
Ich kenne noch viele, dort hat alles begonnen. Ich freue mich sehr, die Leute wie Horst Grube, mit denen alles angefangen hat, vor und nach dem Spiel wiederzusehen. Aber während der 60 Minuten wird es bestimmt wieder hitzig.
TSG-Trainer Timo Schäfer zählt Sie zu seinen wichtigsten Spielern. Wie würden Sie ihre Rolle aktuell beschreiben?
Seit dem Trainerwechsel noch ein bisschen intensiver. In Rödinghausen habe ich angefangen und konnte am Ende auch Verantwortung übernehmen. Timo Schäfer schenkt mir sehr viel Vertrauen. Wir tauschen uns aus viel aus, weil ich Timos verlängerte Arm auf dem Feld bin. Er ist klar der Chef und mein Posten als Co-Trainer ist für den Fall der Fälle gedacht, dass Timo und „Apu“ Laumann ausfallen. Ich sehe mich in erster Linie als Spieler.
Peilen Sie denn eine Trainerlaufbahn an?
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, weil ich immer, wenn das Spiel losgeht, noch unwahrscheinlich brenne. Vielleicht braucht man erst mal ein bisschen Abstand. Ich habe jetzt wirklich sehr, sehr lange Handball gespielt. Ich weiß nicht, wie Manuel Mühlbrandt das so lange ohne Auszeit geschafft hat. Oder Johnny Dähne, der ist auch ein Phänomen und turnt da schon viele Jahre lückenlos rum.
Worauf stellt das TSG-Trainerteam seine Schützlinge am Samstag ein?
Wir sind definitiv der Underdog, wenn ich sehe, was Loxten für eine Serie spielt. Auch gegen die Topteams halten sie komplett mit. Das ist von Rechts- bis Linksaußen eine Topmannschaft. Du kannst dich nicht einfach auf Schröder und Louis konzentrieren, denn dann kommen von Ameln und Nils Patzelt oder Tom Kalter, der mit viel Ruhe einen bärenstarken Part spielt. Nicht zu vergessen Jan Hübner, Marlon Meyer oder Tim Weischer. Dass sie so gut stehen, ist kein Zufall. Am Trainer liegt es auch, er hat sie in die Spur bekommen.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir am Samstag Ihren letzten Auftritt in der Sparkassen-Arena sehen?
50 zu 50. Ich fühle mich aktuell gut und bisher behauptet keiner, dass ich da wie Falschgeld herumlaufe. Aber auch meine Frau hat einen ganz großen Redeanteil in der Sache, wie es weitergeht. Ich habe mich fürs nächste Jahr noch nicht entschieden.
Das Gespräch führte Sören Voss