Borren reißt das Spiel an sich
In der Crunchtime führt der Rückraumspieler den Regionalligisten TSG Harsewinkel zu einem 29:28-Sieg über Bommern. Verdacht auf vierten Kreuzbandriss bei Fabian Raudies.
Erst mit Beginn der zweiten Halbzeit betritt Fabian Raudies am Freitagabend für die TSG Harsewinkel gegen Bommern das Spielfeld – und schreit zwei Minuten später entsetzt auf. Eine Mischung aus Schmerz, Wut und der Befürchtung, sich wohl zum vierten Mal in seiner Handballerkarriere ein Kreuzband gerissen zu haben. Zum zweiten Mal im rechten Knie. „Er hat gesagt, dass es knack gemacht hat. Und das Gefühl kennt er ja“, hat Heiner Steinkühler wenig Hoffnung, dass die Diagnose eine andere sein könnte.
Steinkühler zeichnete in Abwesenheit von Cheftrainer Timo Schäfer (Urlaub) sowie des verhinderten Dennis „Apu“ Laumann erstmals für die TSG an der Seitenlinie verantwortlich und feierte ein gelungenes Debüt als Interimstrainer. Der 29:28 (16:14)-Erfolg des Regionalligisten bedeutet im vierten Spiel nach der Trennung von Manuel Mühlbrandt den dritten Sieg und den zweiten Heimsieg in Folge, weshalb sich die TSG langsam in Richtung Tabellenmittelfeld orientieren darf.
„Je näher das Spiel heranrückte, desto angespannter wurde ich“, verriet Steinkühler, der von seinen Mitspielern nicht im Stich gelassen wurde. „Alle waren gallig. Die Mannschaft ist intakt und wenn alle an einem Strang ziehen, dann ist die Schlussfolgerung, dass wir unsere Punkte auch holen“, sagte der Routinier, der am kommenden Samstag in Gladbeck wieder mitspielen will „Es hat zwar Spaß gemacht, aber ich werfe auch gerne noch aufs Tor.“
Wie schon in Loxten trat die TSG auch gegen Bommern ohne Liam Lindenthal (Trainingsrückstand nach Erkältung) und Florian Bröskamp (Fingerverletzung) an und musste am Freitagabend auch auf den erkrankten Torhüter Maik Schröder verzichten. Für ihn half Felix Hendrich aus. Zwischen den Harsewinkeler Pfosten stand indes über weite Strecken der Partie Mika Kordein, der am Ende auf zwölf Paraden kam und ein gutes Spiel machte.
„Wir haben von Anfang an die nötige Aggressivität in den Innenblock reinbekommen“, nannte Heiner Steinkühler einen weiteren Grund, warum die Hausherren die Partie lange Zeit im Griff hatten. „Damit haben wir den Grundstock für den Angriff gelegt.“
Bis zum 14:9 (26.) lief auch alles glatt, ehe sich gegen Ende der ersten Hälfte einige unnötige Fehler einschlichen. Bommern verkürzte auf 15:14 (29.). Mit einer eigentlich zu dünnen 16:14-Führung ging die TSG in die Kabine – und stand keine sechs Minuten später bereits wieder auf der Platte. Viel hatte Heiner Steinkühler in der Pause offenbar nicht zu analysieren.
Zu Beginn der zweiten Hälfte waren die Harsewinkeler dann wieder fokussierter, die 500 Zuschauer im Hasenbau mussten sich bis zum 22:19 (44.) nur wenig sorgen. Dann wendete sich das Blatt zugunsten der Gäste, die beim 23:23 (50) erstmals seit langer Zeit wieder ausgleichen konnten. „Es war klar, dass es noch einmal eng werden würde. Mich zumindest hat das nicht überrascht“, sagte Heiner Steinkühler, der eine Auszeit nahm und die richtigen Entscheidungen traf.
Der nun gut in Szene gesetzte Julian Borren erzielte mit unbändigem Willen vier Treffer in Folge, Fynn von Boenigk und Sven Bröskamp erhöhten auf 29:26 (57.). Zwei Paraden von Felix Hendrich zogen den Gästen endgültig den Zahn, daran änderten auch die letzten beiden Tore des kaum zu stoppenden Kai Ferber (13/4) nichts mehr. „Meine Mannschaft hat nicht enttäuscht, sich für ihren großen Aufwand aber leider nicht belohnt. Schade, ich hätte gerne zum ersten Mal zwei Punkte aus dem Hasenbau entführt“, sagte TuS-Trainer Nils Krefter, der in der kommenden Saison einen neuen Anlauf nehmen wird.
TSG Harsewinkel: Kordein/Hendrich – Indeche (2), Raudies, Borren (6), Steinkamp, S. Bröskamp (3), Schmeckthal, Brown (1), von Boenigk (3), Eichelsbacher, Hoff (1), Sewing (3), Falkenberg (10/3).