TSG Harsewinkel lässt den Hasenbau explodieren
Regionalligist legt in der „Crunchtime“ noch einmal zu und bezwingt nach einer in allen Belangen starken Leistung Spitzenreiter GWD Minden II mit 32:30. Heiner Steinkühler macht als spielender Co-Trainer weiter.
Von Dirk Heidemann
Als die letzten Sekunden herunter tickten, schaute Teammanager Karlheinz Kalze mit hinter seinem Kopf verschränkten Armen ungläubig vom Spielfeldrand zu. Und als die Schlusssirene ertönte, flog die grüne Karte von Trainer Timo Schäfer in Richtung Hallendecke, die abzuheben drohte. Denn die TSG Harsewinkel hatte just in diesem Moment den Hasenbau zur Explosion gebracht. Der einstige Abstiegskandidat der Handball-Regionalliga feierte am Freitagabend mit dem 32:30 (15:16)-Überraschungssieg über den Tabellenführer und Aufstiegs-Topkandidaten GWD Minden II seinen Saison-Höhepunkt.
„Wir haben am obersten Limit gespielt“, freute sich Timo Schäfer über eine blitzsaubere Leistung, die alle Komponenten beinhaltete. Eine um jeden Zentimeter Boden leidenschaftlich kämpfende Abwehr, ein glänzend aufgelegter Mika Kordein im Tor, spielerisch sehenswerter Angriffshandball und ein kompromissloses Abschlussverhalten vor dem gegnerischen Tor. „Wie Robert Indeche heute gedeckt hat – alter Schwede“, lobte Timo Schäfer seinen Mittelmann, der den schon mit Zweitliga-Einsatzzeiten dekorierten Halblinken Matthew Wollin in der zweiten Hälfte an die Kette legte.
Die hochklassige Partie sah zunächst die Gäste im Vorteil, doch die TSG ließ sich trotz eines 9:13-Rückstands (20.) nicht abschütteln. Wenig später ereignete sich eine Schlüsselszene: der bis dahin starke GWD-Mittelmann Lasse Franz, ebenfalls zweitligaerfahren, sah nach einem Schlag ins Gesicht von Liam Lindenthal die Rote Karte (22.). Kordein traf mit einem Wurf über das komplette Spielfeld ins leere Mindener Tor zum 10:13 und parierte einen freien Wurf von Ruven Riechmann. Kevin Brown (2), Lindenthal und Moritz Eichelsbacher sorgten für den 14:14-Ausgleich. Die Halle tobte.
Nach der Pause zog GWD auf 20:16 (35.) davon, doch die TSG blieb davon unbeeindruckt. Vier Treffer auf Reihe inklusive einer Doppelparade von Kordein sorgten für das 20:20 (39.). Die Partie war nun völlig offen. Heiner Steinkühler, der seine Zusage für eine weitere Saison gegeben hat und als spielender Co-Trainer weiter macht, sorgte mit dem 25:24 (49.) für die erste Harsewinkeler Führung an diesem Abend. Wenig später riss es die 500 Zuschauer erstmals kollektiv von den Sitzen, als Mika Kordein eine weitere spektakuläre Parade zeigte. „Setzt euch wieder hin, das haltet ihr nicht zehn Minuten durch“, appellierte Hallensprecher Hansi Feuß an das schon zu diesem Zeitpunkt frenetisch feiernde Publikum. Doch das hatte den richtigen Riecher, denn der Tabellenführer kam nur beim 25:25 noch einmal zum Ausgleich. Die Schlussphase gehörte den Harsewinkelern.
„Wir haben ein paar Leute, die Crunchtime können. Und wir wussten, wenn wir dahin kommen, dann haben wir eine relativ gute Chance. Dann brennt es hier und alle gehen durch die Decke“, sagte Timo Schäfer. „Die Jungs haben sich diesen Sieg erarbeitet und verdient, das ist kein Glück. Wir wussten, was wir tun müssen. Und das wohl gemerkt ohne den formstärksten Spieler, seitdem ich hier bin: Sven Bröskamp“, so der TSG-Trainer weiter, der nicht auf die Tabelle guckt. „Wir wollen Handball spielen und gewinnen.“
TSG Harsewinkel: Schröder/Kordein (1) – Indeche (2). Lindenthal (4), Borren, Schmeckthal (3), Brown (3), von Boenigk (2), Eichelsbacher (2), Hoff, Steinkühler (6), Sewing (3/1), Falkenberg (6/2).