Bezze im Westfalenblatt

Mike Bezdicek hilft bei der TSG mit (zum Originalbericht)

Harsewinkel (WB). Europapokalsieger, Supercupgewinner, Deutscher Meister, Pokalsieger. Mit dem TBV Lemgo feierte Mike Bezdicek 1996 und 1997 seine größten sportlichen Erfolge. Mittlerweile ist der 90-fache Nationalspieler, der unter anderem auch für den THW Kiel und GWD Minden aktiv war, von der ganz großen Handballbühne abgetreten und assistiert Thorsten Wiemann in der Trainingsarbeit beim Frauenhandball-Landesligisten TSG Harsewinkel. WB-Sportredakteur Dirk Heidemann sprach mit dem 39 Jahre alten Mike Bezdicek, der kürzlich von Enger nach Gütersloh gezogen ist.

Wie sind Sie zum Frauenhandball-Landesligisten TSG Harsewinkel gekommen?

Mike Bezdicek: Thorsten Wiemann hat mich im Januar angerufen und gefragt, ob ich ihm helfen könnte. Ich sagte: Du bist doch nicht etwa Trainer? Er antwortete: doch. Ich sagte: Aber hoffentlich nicht bei einer Frauenmannschaft? Er antwortete: doch. Ich sagte: Aber die sind nicht Letzter? Er antwortete: doch. Ich habe mich dann ins Auto gesetzt, bin zum Heimspiel gegen den TuS Recke gefahren und habe mich in die Kabine gesetzt. Von den Mädels hat mich keine gekannt. Mit ein paar taktischen Kniffen haben wir die Partie dann gewonnen und sind am Saisonende noch Fünfter geworden. Es hat einfach alles sofort gepasst.

Woher kannten Sie Thorsten Wiemann eigentlich?

Mike Bezdicek: Mit seinem Bruder hat er schon Spiele gepfiffen, als ich noch mit dem TBV Lemgo in der Vorbereitungszeit über die Dörfer getingelt bin. In Spenge hat er mir mal die Schuhe zugebunden, als ich nach einem Foul im Kreis lag. Im August des vergangenen Jahres war ich dann im Clemens-Hospital in Münster, um mir neue Schuheinlagen anfertigen zu lassen. Ich saß in der Cafeteria, als Thorsten auf Krücken reinkam. Er hat mich sofort erkannt - ich ihn allerdings nicht. Wir sind dann bei einem Kaffee ins Gespräch gekommen.

Wie genau sieht ihre Arbeit an der Seite von Trainer Thorsten Wiemann aus?

Mike Bezdicek: Wir ergänzen uns optimal und versuchen, so professionell wie möglich zu arbeiten. Tempohandball, Ausdauertraining, Spielelemente und taktische Disziplin stehen im Vordergrund. Mit jeder Spielerin besteht eine Rahmenvereinbarung. Aber wir sind auch innovativ, erst kürzlich haben wir mit den Mädels ein Fotoshooting gemacht. Für mich als B-Schein-Inhaber ist diese Tätigkeit ein Lernprozess. Thorsten ist ganz klar der Trainer und hat das Sagen, ich kümmere mich mehr um die Teambildung.

»Nebenbei« spielen Sie auch noch für den niedersächsischen Verbandsligisten MTV Obernkirchen. Wie lassen sich beide Vereine zeitlich unter einen Hut bringen?

Mike Bezdicek: Das geht schon. Mein Vertrag in Obernkirchen läuft Ende November aus. Was ich danach mache, weiß ich noch nicht. Vielleicht bleibe ich, vielleicht wechsle ich. Ich lasse mich derzeit auf Nichts festnageln. Außerdem absolviere ich gerade bei der DAA eine Weiterbildung im EDV-Bereich, ich bin ja gelernter kaufmännischer Angestellter. Mein Ziel ist jedoch, eines Tages Profitrainer zu werden.

Mit Carem Griese, Oliver Schöpff, Oliver Kroh und Peter Gerfen spielen auch vier Akteure in Obernkirchen, die bereits für die HSG Gütersloh aktiv waren. Trotz dieser geballten Routine steht der MTV aber auf einem Abstiegsplatz. Wo sind die Gründe zu suchen?

Mike Bezdicek: Das hat viele Ursachen. Von der Stamm-Sieben war ich lange Zeit der einzige, der übrig geblieben ist. Alle anderen waren verletzt. Doch jetzt kommen die Jungs nach und nach zurück. Über Teambildung und Spieldisziplin sollte der Klassenerhalt zu schaffen sein.

Immerhin führen Sie mit 61 Toren in acht Partien sogar die interne Torschützenliste an...

Mike Bezdicek: Ja, weil ich im Rückraum quasi auf allen Positionen gespielt habe. Mit der Rückkehr von Carem Griese übernehme ich jetzt aber wieder meine angestammte Funktion als Kreisläufer.

Zurück zur TSG Harsewinkel. Was ist in dieser Saison mit der Mannschaft drin?

Mike Bezdicek: Wir wollen aufsteigen. Ich denke, dass wir durch den Aufwand, den wir betreiben, im Januar/Februar den Unterschied zu den anderen Teams hinbekommen werden. So wird jeder Gegner beispielsweise per Videostudium analysiert. Die Möglichkeiten hier in Harsewinkel sind unglaublich, wir haben 400 aktive Handballer. Zu unserer Teambetreuersitzung, die einmal im Monat stattfindet, kommen 25 Leute. Wir wollen eine mannschaftsübergreifende Struktur schaffen, so helfe ich zum Beispiel auch Guido Schäfer beim Training der B- und C-Jugendlichen. Es macht bei der TSG Harsewinkel einfach unheimlich viel Spaß.

Beim Zweitligisten Ahlener SG haben Sie im Sommer ihren Vertrag vorzeitig aufgelöst, obwohl dieser noch bis 2008 lief. Es hieß, eine zuvor vereinbarte Mitarbeit im Verein könnte nicht zustande kommen. Ist das richtig?

Mike Bezdicek: Richtig ist, dass Ahlen mir gekündigt hat. Zu allen anderen Dingen möchte ich mich nicht äußern.

Sie haben eine sehr erfolgreiche Karriere hinter sich. Welches war rückblickend das schönste sportliche Erlebnis?

Mike Bezdicek: Von den Eindrücken her die Olympischen Spiele 2000 in Sydney, die mit Platz fünf aus sportlicher Sicht allerdings nicht zufriedenstellend verliefen. Höhepunkt war daher sicher der Doublegewinn 1997 mit dem TBV Lemgo. Als wir damals in offenen Audi Cabriolets durch Lemgo chauffiert wurden und uns die Leute zujubelten, habe ich zu Achim Schürmann gesagt: Genieße jede Sekunde. Denn das hier wirst du wahrscheinlich nicht nochmal erleben.

Und an welchen Tag erinnert sich Mike Bezdicek überhaupt nicht gerne?

Mike Bezdicek: An den Tag, als ich mir im Play-off-Halbfinale zur italienischen Meisterschaft - ich spielte damals in der Nähe von Modena für Rubiera - die Achillessehne gerissen habe und anschließend auch noch unter Dopingverdacht geriet. Dadurch war sogar mein Anschlussvertrag bei GWD Minden in akuter Gefahr.