Trainer haben es schwer

Richtige Einstellung fehlt
HANDBALL: Trainer in Gütersloh, Isselhorst und Harsewinkel sind gefordert

VON UWE KRAMME

Kreis Gütersloh. Nur ein mickriges Pünktchen – das war nicht das Wochenende der höherklassigen Teams aus dem Gütersloher „Handball-Südkreis“. Und das 27:27 der TSG Harsewinkel in Schröttinghausen wertete Mike Bezdicek auch noch als Niederlage. „Ich will den Aufstieg nicht verpassen, weil wir Punkte leichtfertig liegen lassen“, schimpfte der Coach des Bezirksligisten.

Bezdicek hat bei der TSG mit seiner besonderen Mischung aus Sachverstand, Kumpeligkeit und Vorbildfunktion aus einem Haufen von eher talentierten als disziplinierten Spielern eine ordentliche Mannschaft mit sehenswerten Ansätzen zu einer modernen Spielweise geformt. Doch jetzt, wo die Chance greifbar nah ist, als Tabellenzweiter in die Landesliga aufzusteigen, vermisst er die nötige Einstellung. „Einige reißen sich den Arsch auf und anderen geht alles am selben vorbei“, kündigte der Ex-Nationalspieler an, „andere Saiten aufziehen“ zu müssen.

Wer ihn so ärgert, sagte Bezdicek nicht, weil er „erstmal alles intern klären“ will. Dafür führte er ein allgemeines Beispiel an: „Wegen beruflicher und anderer Verpflichtungen müssen wir derzeit die dritte Trainingseinheit ausfallen lassen. Aber das heißt doch nicht, dass die Jungs nichts mehr zusätzlich machen brauchen.“ Auch wenn die TSG nur in der Bezirksliga spiele, findet der ehemalige Leistungssportler unglaublich, dass die Möglichkeit, kostenlos im Fitnessstudio zu trainieren, so wenig angenommen wird.

„Außer Spitzenreiter Telgte müssen wir keinen Gegner fürchten.“ Bezdicek traut der TSG aber immer noch zu, die drei Punkte Rückstand auf den Rangzweiten Brake aufzuholen und am 21. März trotz des 30:34 im Hinspiel den bei Punktgleichheit entscheidenden direkten Vergleich zu gewinnen: „Die Einstellung muss jedoch passen.“

Dieses Wort nahm Peter Dargel erst gar nicht in den Mund, als er vom peinlichen 13:33 seines TV Isselhorst beim Landesliga-Primus Everswinkel berichtete. „Das war gar nichts“, vermisste der TVI-Coach jedes Aufbäumen. „Ich muss euch fragen, ob wir in diese Liga gehören“, provozierte Dargel seine Spieler. Antworten müssen die am Sonntag in eigener Halle gegen Schlusslicht Hiltrup und dann bei den Abstiegskandidaten Hörste (21. Februar) und Hohne/Lengerich (1. März). Danach könnte es für den Tabellenzwölften schon zu spät sein.

Sprachlos war am Sonntag auch Hagen Hessenkämper nach dem 22:24 der HSG Gütersloh gegen Ahlen II: „Denn es ist immer wieder der gleiche Fehler.“ Die Einstellungsmängel der ins Verbandsliga-Mittelmaß abgerutschten Schwarz-Gelben haben aber eher mit Defiziten in Disziplin und Taktikverständnis zu tun. Obwohl gegen den massiven, aber ziemlich unbeweglichen Ahlener Innenblock schnelle Spielzüge angesagt waren, wurde unverdrossen aus der Mitte geballert. Dem HSG-Coach fehlte jedoch nicht nur in diesem Fall ein verlängerter Arm auf dem Spielfeld, um seine Vorgaben umzusetzen. Im HSG-Team hatte auch niemand die Autorität, um die ständigen Risikopässe zu unterbinden, mit denen die in der Abwehr mühsam erkämpften Bälle gleich wieder verloren gingen.

Mit Norman Kern, Olaf Voss oder Jasmin Gojacic weiß Jens Freier gleich drei Spieler in den Reihen des Oberligisten TV Verl, die ihre Mitstreiter sofort zusammenfalten, wenn sie ihre Linie zu verlieren drohen. Beim 31:33 in Hamm stimmte deshalb auch die Einstellung, wie der Verler Coach versichert. Dass es nicht zu einem Erfolg reichte, hätte eher an der Aufstellung gelegen. Nach den Dauerverletzten Meßling, Baltic, Gottsleben und Gote sagte Dirk Rettig (Muskelverletzung) vor dem Spiel ab und Bernhard Mager gab in der 45. Minute mit einer Knieprellung auf. „Irgendwann fehlen dir dann die Möglichkeiten, um noch etwas zu reißen“, räumte Freier ein.

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Gütersloher Zeitung, Mittwoch 11. Februar 2009