aus der Waiblinger Kreiszeitung vom 13.02 - die Handballer und die Fussballer

Man muss jetzt endlich mal die Handballer loben: Das sind Sportsleute!

Wenn in Bittenfeld der Rückraumspieler beim Sprungwurf angeflogen kommt und die Abwehr mit Volldampf gegen ihn rausrückt, klirren vom Aufprallbeben noch in Hegnach die Teller in der Geschirrkommode. Handballer nehmen sich in den Schwitzkasten oder gehen sich an die Wäsche, fallen einander in den Arm oder geben sich die Faust aufs Auge, ringen sich im Getümmel nieder und hauen sich die Rippen krumm – aber heult deswegen einer rum? Beschweren die sich – „buäää, der hat mir aua gemacht!“ – beim Schiedsrichter? Rotten die sich zu Rudeln zusammen und starten Rachefeldzüge gegeneinander wie die verfeindeten Häuser Montague und Capulet in „Romeo und Julia“? Hat man je davon gehört, dass ein Handballer, weil ihm der Gegner auf den kleinen Zeh trat, mit erschütternder Schmerzgrimasse zu Boden sank und sich – grundgütiger Himmel, ehrlich wahr: – an den Kopf griff?

Bei allem Daduff, Ploink, Wumms und Pardauz – das ist für Handballer kein Grund, einander böse zu sein, die Beherrschung zu verlieren oder die abgestochene Sau zu mimen. Handballer teilen aus. Stecken ein. Und danach geben sie sich die Hand. Das Publikum aber skandiert dazu fröhlich: „Hebet se!“

So. Und jetzt schauen wir uns mal den Fußball an. Einer zupft den anderen am Trikot – worauf der sich losreißt, fallen lässt, sechsmal überschlägt und brüllt, als sei er Gefangener der Komantschen und werde gerade den erlesensten Foltertechniken unterzogen, bei lebendigem Leibe gehäutet, danach mit Honig bestrichen und in eine Termitenhorde gelegt. Aaaa! Uuuu! Aooouuuu!

Versuchen Sie so was mal zu Hause: Ihre Frau sagt, Sie sollen die Wäsche aufhängen – worauf Sie, kaum dass Sie die erste Wäscheklammer angefasst haben, in die Knie gehen, sich unter grässlichen Schreien winden, an die Nase greifen, als hätte Ihnen Mike Tyson eine reingesemmelt, und entsetzt aufstöhnen: „Das Vieh hat mich gebissen!“

Was wird Ihre Frau tun? Sie nie wieder zu so etwas Gefährlichem wie Wäscheklammernberühren einteilen? Nein? Sie kommen damit nicht durch? Eben.

Fußballer aber probieren so was immer wieder. Fußballer können keinen Schmerz aushalten, nehmen alles persönlich und werden immer gleich aggressiv.

Insofern stimmt der Fall Ibisevic regelrecht versöhnlich: Wenigstens hat seinem Gegenspieler echt die Lippe geblutet. Andererseits: Hätte sich deshalb ein Handballer gleich hingelegt und ein Weinerle gemacht?

Man sollte jeden Fußballer mal dazu zwingen, sich ein Handballmatch anzusehen – gerne auch eines von den Frauen. Wie es dort zugeht, beschreibt eine handballspielende Zeitungskollegin: „Wenn du die Lücke suchst, und sie ist doch nicht so groß wie gedacht, dann tut’s halt mal kurz weh. Wenn du aufs Maul kriegst, kriegst du halt aufs Maul. “

Fußball-Männer, denkt da mal drüber nach.