Das Knie spielt nicht mit

Die NW schreibt heute

Beim Oberligisten TSG Harsewinkel wurde nach dem 43:31-Erfolg gegen den TuS Brake gefeiert. Nur ein Spieler war traurig.

Von Gregor Winkler

Sie haben ihre Verkrampfung im richtigen Moment abgelegt. Dieser Zeitpunkt lag nicht etwa in den vier Wochen Wettkampfpause oder während der Traineransprache vor der Partie gegen den TuS Brake. Nein, der Knoten beim Handball-Oberligisten TSG Harsewinkel platzte irgendwann im Spiel gegen die Bielefelder in der zweiten Halbzeit.

Der wichtige Sieg vor dem ebenso wichtigen Derby gegen den TV Isselhorst am Samstag macht die Brust wieder breit. Die Freude war aber auch irgendwie ein bisschen getrübt, denn einer, der fest eingeplant war, hatte keinen Anteil am Erfolg. Florian Bröskamp, nach dem insgesamt lahmen Auftritt gegen Rödinghausen immer wieder als Hoffnungsträger für den linken Rückraum angepriesen, hatte die lange Trainingshose vor dem Spiel gegen Brake gar nicht erst ausgezogen. Dabei sollten die Schmerzen im Knie, die ihn zuletzt so gelähmt hatten, verschwunden sein. Waren sie auch – bis zum Dienstag. „Ich bin im Training einmal hochgestiegen, auf dem Bein gelandet und es tat wieder weh“, erzählte er.

Richtig kaputt, das haben die zahlreichen Untersuchungen gezeigt, ist eigentlich nichts. Eine Entzündung verursacht Schmerzen. Gegen die hatte er eine Spritze bekommen, hatte pausiert und in kleinen Dosen wieder begonnen. Der Härtetest am Montag vor dem Spiel gegen Brake war gut verlaufen. Dann der Rückschlag.

„Wenn ich irgendwo weiter weg bei einem Klub als Trainer angeheuert hätte, wäre es mir vermutlich nicht so wichtig. Aber hier in Harsewinkel sind das nicht nur meine Spieler, das sind meine Freunde. Und du willst nicht, dass deine Freunde mit Schmerzen Sport machen“, merkte Coach Manuel Mühlbrandt fast schon philosophisch an – und ließ einen seiner wichtigsten Schützen eben draußen.

Immerhin löste das übrige Personal die Aufgabe gegen zuerst bissige, später kraftlose Braker zu Mühlbrandts Zufriedenheit. Auch wenn der Trainer vor allem zum Spiel der ersten Halbzeit noch ordentlich knurrte. „Man hat die Anspannung schon sehr gemerkt“, beschrieb auch Bröskamp-Vertreter Heiner Steinkühler die Stimmung: „Beim Aufwärmen war jeder mit sich beschäftigt. Es wurde kaum miteinander gesprochen.“

Umso ausgelassener wurde der 43:31-Erfolg anschließend begangen. Und die Chefetage mit Hans Feuß und Karlheinz Kalze herzte mach Leibeskräften mit. Jetzt ist Platz vier, mit dem die Teilnahme an der Aufstiegsrunde gesichert wäre, wieder in erreichbarer Nähe. „Ich schätze, dass es zwischen uns und Mennighüffen ausgespielt wird“, hatte Florian Bröskamp vermutet. Mennighüffen hat in der kommenden Woche spielfrei, muss erst am 6. November gegen Loxten ran. Und die Loxtener sind freundschaftlich mit der TSG verbunden. Viele Spieler, allen voran Dennis Schröder, der Bruder von Harsewinkel-Keeper Maik Schröder, schauen häufig bei der TSG zu. Da ist ein wenig Schützenhilfe sicher drin, zumal die Sportfreunde auch jeden Zähler benötigen.

Apropos Torhüter: Über deren Leistung kann sich Mühlbrandt sicher nicht beklagen. Schröder hielt sein Team in der kritischen Anfangsphase gegen Brake immer wieder mit guten Paraden im Spiel, entschärfte in der 20. Minute zudem einen Siebenmeter. Und der zweite im Bunde, Felix Hendrich, richtet sich gerade richtig häuslich ein: Nach seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung bei der TSG bahnt sich bei ihm schon die nächste wichtige Unterschrift an – der 27-Jährige gab freudestrahlend seine Verlobung bekannt. Wenn das nicht zusätzlich beflügelt.