Derby Gechichte schreiben

Die NW berichtet heute

 

Die Oberligisten TV Isselhorst und TSG Harsewinkel treffen am Samstag aufeinander.

Wie viel Brisanz steckt im Duell? Malik St. Claire und Moritz Lünstroth haben die Antworten.
Wer ist die Nummer eins im heimischen Handball? Diese Frage wird am Samstag um 18.30 Uhr in der Sporthalle des Städtischen Gymnasiums Gütersloh von zwei Oberligisten beantwortet: Der TV Isselhorst empfängt die TSG Harsewinkel.

Jetzt werden die Schlaumeier sagen: Die Nummer eins im Kreis Gütersloh sind die Sportfreunde Loxten. Zugegeben – der Altkreis Halle bleibt diesmal außen vor. Nächster Einwand: Die TSG Harsewinkel liegt mit 4:6 Punkten noch uneinholbar vor dem TV Isselhorst, der 0:10 Zähler auf dem Konto hat. Das ist aber nur trockene Statistik, denn im Derby geht es auch um die Ehre. Eine Frage, die aber wirklich berechtigt ist: Ist es überhaupt ein richtiges Derby? Zwei Spieler geben die Antworten.

Der Derbycharakter

„Derby ist immer gut. Und wenn dann der erste Saisonsieg gegen Harsewinkel gelingt – umso schöner“, frotzelt Moritz Lünstroth, Rechtsaußen des TV Isselhorst. Er erinnert an den 18. Januar 2020. In der später abgebrochenen Spielzeit gab es nur dieses eine Treffen in der Verbandsliga, das die TSG mit 35:27 für sich entschied. Eine offene Rechnung für die Isselhorster. „Für viele Spieler ist das am Samstag das erste Derby gegen Harsewinkel“, sagt Lünstroth. Da wird im Training der ein oder andere noch heiß gemacht werden müssen.

„Das ist auf jeden Fall ein Derby“, betont Malik St. Claire, Linksaußen der TSG und damit direkter Gegenspieler von Lünstroth. Die Stimmung im Training sei vor diesem Duell „eine ganz andere“.

Stärken der Teams

„Wenn wir unsere Abwehr gestellt bekommen und von dort aus ins Tempospiel gehen, dann haben wir eine Chance“, formuliert es Lünstroth – und klingt dabei wie ein Trainer. „Wir müssen versuchen, dass die keinen Bock mehr haben“, hängt er noch dran. Na bitte, geht doch. Der 24-Jährige TVI-Spieler sieht Harsewinkel in der Favoritenrolle und empfindet genau das als Vorteil: „Wir können doch nur gut aussehen.“

St. Claire weiß, dass seine TSG einige Trümpfe auf der Hand hat: „Unser schnelles Spiel über die Außen und die schnelle Mitte. Aber auch der Rückraum ist inzwischen wieder gut dabei.“

Schwächen der Teams

In den bisherigen Spielen war es offensichtlich: „Wir haben unsere Leistung einfach nicht über 60 Minuten auf die Platte bekommen. Jeder macht ein, zwei individuelle technische Fehler. Uns fehlt einfach die Abgezocktheit“, analysiert Lünstroth seinen TVI.

Bei der TSG schien es häufig eine mentale Blockade zu geben. „Ja man hat schon das Punktekonto im Kopf, und dass man in die obere Tabellengruppe möchte“, gibt Malik St. Claire zu. Da werde das Team schon mal „hibbelig“, wenn es lange eng zugeht. „Wir müssen vor allem in der Abwehr kompakter stehen“, sagt der Linksaußen.

Die eigene Position

St. Claire und Lünstroth – auf dem Feld stehen sie sich Auge in Auge gegenüber. Und sie werden sich nichts schenken. Der Isselhorster erinnert sich: „Wir kennen uns aus der Jugend. Da haben wir schon gegeneinander gespielt.“ St. Claire bestätigt: „Es gab einige Duelle.“ Lünstroth, der ein Jahr Ältere, sieht seine Stärke in der Routine: „Ich bin tiefenentspannt. Und nicht so verspielt.“ Vor seinem Gegner warnt er: „Malik ist pfeilschnell vorne. Den darf man nicht ins Gegenstoßspiel kommen lassen.“ Zustimmung vom Gegner: „Ich bin der Schnellere. Aber Moritz hat die besseren Wurfvariationen.“ Der Harsewinkeler ist der Temperamentvolle. Einer, den man auch mal zu einer Zeitstrafe reizen kann. Lünstroth weiß das. Aber St. Claire meint: „Ich habe mich schon gebessert.“ Torgefährlich ist er allemal: Beim Treffen im Januar 2020 erzielte St. Claire 15 Tore. „Ich habe nie wieder so voft getroffen. Das hat Spaß gemacht“, erzählt der 23-Jährige.

Der Heimvorteil

Gespielt wird nicht in der TVI-Halle, wo nur gut 200 Zuschauer Platz finden, sondern an der Gütersloher Bismarckstraße, wo 600 Fans hineinpassen. „Bis jetzt waren bei allen Heimspielen immer viele Fans da, die uns super unterstützt haben. Unsere Trommler werden uns sicher auch wieder gut anfeuern“, ist sich Lünstroth sicher, dass Hexenkessel-Atmosphäre erzeugt wird. „Von der Fahrstrecke ist es eine ähnliche Distanz. Ich glaube, dass viele aus Harsewinkel kommen werden, um uns anzufeuern. Ich sehe keinen Heimvorteil“, entgegnet St. Clair.

Die Historie

Vor dem 35:27 im Januar 2020 gab es die letzten Duelle der beiden Klubs in der Landesligasaison 2011/2012. Der spätere Meister TSG Harsewinkel gewann das Hinspiel mit 37:24 und das Rückspiel mit 32:24. Da waren Lünstroth und St. Claire gerade einmal 14 und 13 Jahre alt. Höchste Zeit also, neue Derbygeschichte zu schreiben.